Frauen in SaaS: Kelly von CoSchedule
Wenn eine Frau mit 20 Jahren Erfahrung in der Industrie sagt, man muss sich nicht dafür entschuldigen, eine Meinung zu haben – hören Sie auf sie. “Sei selbstbewusst in dem Wissen, dass du dafür bezahlt wirst, anwesend zu sein und in diesem Dialog aktiv mitzuwirken.”
Mit bescheidener Leichtigkeit teilt Kelly uns mit, was sie auf dem verschlungenen Weg, der sie zu ihrer derzeitigen Position bei CoSchedule gebracht hat, gelernt hat. Es war eine Reise, auf der sie Vergleichen mit gesellschaftlichen Idealen aus dem Weg gehen musste, die Tatsache akzeptieren musste, dass Fehler Lektionen sind, auf denen man aufbauen kann und auf ihre Seele hören musste.
Könnten Sie sich bitte vorstellen und uns von Ihrer Position und dem Unternehmen erzählen, für das Sie arbeiten?
Mein Name ist Kelly Yanke Deltener, ich bin Head of Product bei CoSchedule. Ich habe das Vergnügen diese Rolle seit etwa 1 ½ Jahren zu erfüllen, aber ich arbeite seit schon fast vier Jahren bei CoSchedule.
CoSchedule is a marketing software that allows you to organize all your team marketing needs—such as a marketing calendar, automated publishing, shared content creation, team workflows, etc.—in one place.
Was hat Sie dazu inspiriert oder geleitet, sich in die Welt von SaaS/Tech-Startups zu begeben?
Wie vielen anderen Menschen in diesem Feld, stelle es mir ein Bekannter vor. In meinem Fall war das in den späten Neunzigern. Ich hatte das Glück, einige technisch affine Zwillingsbrüder zu treffen, die nach jemandem suchten, der bei dem Projektmanagement und der Geschäftsentwicklung in einem Web-Startup half. Wir schlossen uns einem eCommerce-Entwicklungsunternehmen an und ich erhielt praktische Erfahrung und Wissen über Unternehmen, Projektmanagement und das Wachstum von Individuen in ihren Karrieren. Notiz: Nach einigen Jahren habe ich einen meiner Partner geheiratet und wir haben das Unternehmen verkauft.
Seither habe ich mit fantastischen Unternehmern in der Industrie für Automobil-Nebenmarkt-eCommerce-Startups zusammengearbeitet und auch eine kurze Zeit im Bereich Gesundheitswesensoftware verbracht. Ich bin froh, sagen zu können, dass ich mich gut in das SaaS-Produktmanagement eingelebt habe und es meine Leidenschaft ist.
Haben Sie Technologie studiert? Denken Sie, es ist wichtig, in diesem Bereich ausgebildet zu sein, um einen Job in einem Tech-Startup zu bekommen?
Ich habe NICHT Technologie studiert und da bin ich immer ehrlich. Ich verließ die Uni, als ich mich dafür entschied, mich zusammen mit meinem Mann und seinem Bruder vollkommen meiner Karriere zu widmen. Lange Zeit schämte ich mich dafür, nie den Abschluss gemacht zu haben, selbst nachdem ich Erfolg in meinem Feld und meiner Gemeinschaft hatte.
Ich nahm mir etwas Zeit, um diese Gefühle logisch zu durchdenken und erkannte, dass ich mich mit gesellschaftlichen Idealen von der Vergangenheit verglich, die auf mich nicht mehr zutrafen. Ein Teil von mir wollte dennoch eine Art Ausbildung abschließen und ich setzte mir weiter Lernziele. Vor einigen Jahren entschied ich mich, zurück in die Schule zu gehen und meinen Unikurs online zu machen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass es verschiedene Wege zum Erfolg gibt.
Als Frau kann er besonders verschlungen sein und viele Kurven oder sogar Sackgassen haben. Eine technologische Ausbildung ist auf jeden Fall hilfreich und wichtig; jedoch werde ich jeden Tag daran erinnert, dass die Menschen, die unsere Produkte verwenden, keinen Abschluss in Computertechnik haben. Einen vielfältigen Hintergrund, Erfahrung und Ausbildung zu haben, kann genauso wichtig sein wie ein technischer Abschluss.
Was war die größte Herausforderung für Sie, als Sie in der Tech-Branche los starteten und wie haben Sie sie bewältigt?
Eine der wichtigsten Lektionen, die ich gelernt habe war, wie schnell sich die Technologie weiterentwickelt. Da mitzuhalten bedeutet, sich selbst viel beizubringen und immer informiert zu bleiben. Zu verstehen, wie man als Individuum am besten lernt und sich Informationen aneignet, ist wichtig, um erfolgreich zu sein. Ich schätze mich glücklich, dass CoSchedule eine Kultur des ständigen Lernens unterstützt.
Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Selbst geben?
Du musst dich nicht dafür entschuldigen, eine Meinung zu haben! Deine Perspektive ist genauso wichtig und wertvoll wie alle anderen im Raum. Sei selbstbewusst in dem Wissen, dass du dafür bezahlt wirst, anwesend zu sein und in diesem Dialog aktiv mitzuwirken. Die großen Fehler, die du deiner Meinung nach gemacht hast, werden von der Außenwelt fast gar nicht wahrgenommen. Akzeptiere die Tatsache, dass Fehler auch Lektionen sind, auf denen man aufbauen kann.
Es ist einfach, diesen Absatz jetzt zu schreiben und es zu glauben, aber es erforderte über 20 Jahre Arbeit in dieser Industrie, um das mit Selbstbewusstsein zu tun. Ich liebe es, dass die Kultur des Unternehmens, für das ich arbeite, so gut auf meine eigenen Werte abgestimmt ist, wenn es um Lernen und Wachsen geht. Ich sage jedem, den ich betreuen darf, diese Dinge.
Welchen Einfluss erleben Sie in Ihrer Arbeit in einer von Männern beherrschten Industrie/Umgebung?
Ich habe Glück, von Anfang an und im Laufe meiner Karriere mit solch rücksichtsvollen und fairen männlichen Partnern zusammengearbeitet zu haben.
Als Frau, die in dieser Industrie seit den späten Neunzigern arbeitet, habe ich aber auch schon genug Herablassung, Belästigung und Missachtung erfahren. Dennoch gibt es für jede Person, die sich mir gegenüber unprofessionell verhalten hat, 50-100 weitere, die äußerst freundlich, kooperativ und ermutigend waren.
Diese Individuen sind bei Weitem überwiegend. Und eine Veränderung ist immer noch im Gange. Obwohl es bestimmte Bereiche in unserer Industrie gibt, wo noch die alten Regeln vorherrschen, werden die Stimmen der Frauen jeden Tag mehr gehört.
Nur 3% der Frauen sagen, dass eine Karriere in der Technologie ihre erste Wahl war. Warum glauben Sie, ist die Arbeit in einem Tech-Startup oder SaaS ein guter Karrierepfad?
Diese Statistik macht mich traurig, denn unsere Industrie braucht mehr Frauen, um zu helfen, die Probleme unserer Kunden zu lösen. Ich denke, ein Missverständnis das jeder (nicht nur Frauen) haben kann ist, dass eine Karriere in der Technologie oder die Arbeit für ein Tech-Unternehmen einen Mangel an Kreativität bedeutet. Jedoch ist das Gegenteil der Fall. In SaaS zu arbeiten ist eine der bekräftigendsten und erfüllendsten Erfahrungen meines Lebens. Das sind nicht einfach Bürojobs!
Außerdem erfordert eine Karriere in einem Tech-Startup nicht unbedingt einen Abschluss in Computertechnik. Beispielsweise arbeiten bei CoSchedule Frauen in jedem Bereich des Unternehmens: Produktdesigner, Personal, Marketingspezialisten, Kundenerfahrung, Sales Account Executives, etc. Jede Einzelne trägt zu dem Erfolg unserer Nutzer und des Produkts bei.
Sehen Sie in Ihrem Startup einen Mangel an Frauen? Falls ja, wie denken Sie könnte das geändert werden?
CoSchedule hat von Anfang an hart daran gearbeitet, durch die Rekrutierung unsere Kultur zu verbessern und zu erweitern. Deshalb waren Frauen immer Teil des Unternehmens.
Uns mangelt es nicht an weiblicher Präsens, aber – wie jedes andere wachsende und wandelnde Unternehmen auch – stehen wir einzigartigen Herausforderungen gegenüber, wie Größe und Standort, was manchmal zu einem weniger diversen Personal führt. Ich habe gesehen, wie sich das über die Jahre auf natürliche Weise ändert und bin mir sicher, dass es das weiter tun wird.
Was würden Sie Frauen empfehlen, die in das Techfeld einsteigen möchten? Irgendwelche Lehrmaterialien, die Sie empfehlen können?
In meiner Rolle im Produktmanagement, war der Schlüssel zum Erfolg, mich mit den Teams zu verbinden, die die Arbeit leisteten. Ich schreibe diese Beziehungen dem Verständnis zu, wie Teams arbeiten. CoSchedule ist agil, deshalb haben all unsere PMs Zertifizierungstraining in Agile Scrum Master oder Product Owner erhalten. Das half uns dabei, Teamzeremonien und -abläufe zu implementieren, zu unterstützen und zu respektieren.
Bücher für Frauen, die in der Tech-Startupindustrie arbeiten möchten:
- The Lean Startup von Eric Ries
- Radical Candor von Kim Scott
- Crossing the Chasm von Geoffrey Moore
Menschen, die in Startups arbeiten sind meist sehr beschäftigt. Wie sorgen Sie für eine Work-Life-Balance? Haben Sie Zeit für Nebenprojekte?
Seit meinen Anfängen im Projektmanagement, habe ich mich in Agile gestürzt und habe meine Stunden, Tage und Wochen in Bezug auf Priorität gesehen. Nach einigen schwierigen Lektionen in der Verwaltungen meiner persönlichen und professionellen Beziehungen, musste ich lernen, wie ich meine physische und mentale Energie richtig aufteile.
Einfach gesagt bedeutet das, Zeit zu blocken und sie den Projekten und Menschen zu widmen, die mir am wichtigsten sind. Wenn es besonders hektisch wird, verwende ich Papier und Stift, um meinen Tag zu planen. Grenzen und Erwartungen bezüglich Ihrer Zeit abzuklären, kann eine gute Balance bringen.
Zuletzt würde ich noch empfehlen, etwas Zeit für ein Leidenschaftsprojekt zu reservieren, das kein Kundenauftrag ist oder Ihnen Geld verdient. Tun Sie etwas, dass Ihnen nichts bringt, außer Freude an der Kreativität und Kunst. Hören Sie auf Ihre Seele. Dann profitieren Sie von qualitativen Interaktionen mit Ihrer Familie und Ihren Mitarbeitern.
Initiative „Frauen in SaaS“
Wussten Sie, dass nur 3% der Frauen sagen, dass eine Karriere in der Technologie ihre erste Wahl war und nur 5% der Führungsrollen in der Technologie von Frauen besetzt sind? Mit unserer neuen Initiative – Frauen in SaaS-Interviews möchten wir mehr Frauen dazu inspirieren, dem SaaS- & Technologiefeld beizutreten und Vorurteilen in der Technologie entgegenwirken.
Alle zwei Wochen können Sie sich auf Interviews mit inspirierenden Frauen freuen, die sich für eine Karriere in SaaS entschieden haben. In unserem nächsten Artikel sprechen wir mit Arielle von Donut.